Zusammenfassung
Die Zahl der schafhaltenden Betriebe und damit der Schafe sinkt in Thüringen seit Jahren kontinuierlich. Die Gründe hierfür sind sehr vielfältig, aber primär in den ökonomischen Rahmenbedingungen zu sehen. Vor allem die wirtschaftliche Bedeutung der Wollproduktion in Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten erheblich abgenommen. Gründe hierfür sind der Siegeszug von Baumwolle und synthetischen Fasern, der von Neuseeland und Australien dominierte Weltmarkt und die stark gestiegenen Produktionskosten in der Schafhaltung. Die Wolle trägt praktisch nicht mehr zum Betriebseinkommen bei – die geringen Erlöse decken in vielen Fällen noch nicht einmal die Kosten für die Schafschur.
Dabei sind viele der heutigen wertvollen Offenlandbiotope unserer Kulturlandschaft von der Schafhaltung abhängig. Das trifft im besonderen Maße auf die Biodiversität zu – eine große Anzahl von Pflanzen und Insekten ist auf die Beweidung angewiesen.
Renaissance von Wolle und Pflanzenfasern
Das zunehmende Bewusstsein für den dringend gebotenen Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen weckt auch das Interesse an der Schafwolle. Sie ist nicht nur regional erzeugt, sondern verfügt auch über zahlreiche positiven Eigenschaften und hat viele positive Effekte auf Umwelt und Natur.
Die Wiederentdeckung der Schafwolle fällt zusammen mit dem zunehmenden Interesse an Pflanzenfasern. Auch hier stehen die regionale Erzeugung, die Einsparung fossiler Rohstoffe und die positiven Effekte für die Landwirtschaft im Vordergrund. So hat sich nach einer langen Pause der Hanfanbau in Deutschland wieder etabliert. Und auch der Flachs wird vor allem für die Bekleidungsindustrie zunehmend interessant.
Vielfältigere Möglichkeiten durch Kombinationen
Die Einsatzmöglichkeiten von Schafwolle und Pflanzenfasern unterscheiden sich nur marginal. Diese sind:
- hochwertige Textilien (Unter- und Oberbekleidung)
- Textilien (Loden und Innenfutter)
- Composites (mit hochwertigen Natur-Fasern/Schafwolle: höhere Elastizität und Bruchfestigkeit gegenüber reinen Pflanzenfasern)
- Vliese (u.a. Textilbereich, Innenarchitektur, Garten- und Landschaftsbau, Tierwohl)
- Baustoffe (u.a. Dämmung, Verbundstoffe)
- Tiereinstreu und Beschäftigungsmaterial
- Dünger
Durch die Kombination mit jeweils unterschiedlichen Anteilen Wolle und Pflanzen-faser lassen sich die Einsatzzwecke deutlich erweitern.
Seit nunmehr drei Jahren arbeitet eine Initiative an der Umsetzung dieser innovativen Idee. Das beginnt beim Anbau und der Ernte der Faserpflanzen, geht über die fachgerechte Schafschur und Wollsortierung bis hin zu den vielfältigen Schritte der gemeinsamen Verarbeitung der beiden Rohstoffe.
Beteiligte Partner:
- Baur Nonwoven GmbH, Zeulenroda-Triebes
- VOFA Vogtlandfaser GmbH & Co. KG, Zeulenroda-Triebes
- Weidewonne-Projekt der Naturstiftung DAVID
- Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR)
- ÖKOTREND Projekt und Marketing GmbH
- Thüringisches Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung e.V. (TITK)
- Agrarprodukte Schwabhausen eG, Schwabhausen
- Agrarprodukte Großfahner e.G.
- SACHSEN!TEXTIL e.V.